Lesetipp: Maxi Obexer, „Europas längster Sommer“

Ausgehend von der Einladung zur Verleihung der Einbürgerungsurkunde an die Ich-Erzählerin beschreibt Obexer teils zynisch, teils humorvoll, was es heißt, Migrantin in Deutschland und in Europa zu sein. Es geht um Identität(-sfindung), Ossis und Wessis, Einwanderung, Beamtendeutsch, Bürokratie, die Unterscheidung von EU-Ausländern und anderen Ausländern sowie um ihre Gemeinsamkeiten.

Das Buch ist mehr Essay als Roman. Die einzelnen Kapitel ergeben keinen Erzählfluss, sondern sind mehr oder weniger unzusammenhängende Schnipsel aus Gedanken und Erlebnissen der Ich-Erzählerin. Obexer, selbst aus Südtirol eingewandert, erzählt Anekdoten von zahlreichen Einwanderern aus unterschiedlichsten Ländern und lässt dabei wohl auch ihre eigenen, persönlichen Erfahrungen einfließen.

Das Buch ist mit rund 100 Seiten zwar kurz, aber nicht die optimale „Zwischendurch-Lektüre“. Man muss sich auf die Erzählungen einlassen und darüber nachdenken. Wer die nötige Ruhe mitbringt, wird jedoch einen wertvollen Einblick in unsere Gesellschaft, in das deutsche und das europäische Bewusstsein erhalten, der den meisten „Bio-Deutschen“ andernfalls wohl verwehrt bliebe.

Maxi Obexer: Europas längster Sommer, Romanessay, Verbrecher Verlag 2017, 105 S., 19 Euro

In der Bibliothek zu finden unter: R Obe 1

D.M.

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