Lesetipp: Ulrike Herrmann, „Das Ende des Kapitalismus“

Grünes Wachstum erinnert mich ein wenig an den Traum,
dass man permanent Kuchen futtern kann und trotzdem nicht dick wird.“

Nach ihren Bestsellern Der Sieg des Kapitals (2015), Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung (2018) und Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen (2022) wendet sich Ulrike Herrmann der drängenden Frage zu, ob und wie sich Klimaneutralität in Deutschland erreichen lässt, ohne das Land in wirtschaftliches und politisches Chaos versinken zu lassen.

In ihrer Einführung zu Entstehung, Eigenschaften und Folgen des Kapitalismus beweist die Autorin, dass Wachstum und Kapitalismus einander bedingen. Doch die von Politik und Wirtschaft propagierte Vision vom „grünen Wachstum” widerlegt Ulrike Herrmann mit kühler Logik und klarer Datenlage und setzt an dessen Stelle ein notwendiges „grünes Schrumpfen”, das vor allem durch die nicht unbegrenzt steigerbare Produktion grüner Energien bedingt ist.

Anders als viele Autor*innen zum Thema Klimakrise weist Ulrike Herrmann uns auch einen praktikablen Weg, der zu einer klimaneutralen Wirtschaft führen würde. Spoiler Alert: Als Vorbild wählt sie die britische Kriegswirtschaft ab 1939, die es schaffte die Wirtschaft binnen kürzester Zeit an die neuen Gegebenheiten anzupassen, ohne dass die Bürger*innen allzu großen Verzicht leisten mussten.

Der konversationelle Stil der Autorin, ihre anschaulichen Gedankenexperimente und nüchterne Überprüfung gängiger Visionen und Konzepte machen Das Ende des Kapitalismus zu einem leicht lesbaren Reihen-Aha-Erlebnis. Ulrike Herrmann zeigt ein weiteres Mal, dass wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenhänge differenziert und doch leicht verständlich darstellbar sind.

Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden, Kiepenheuer & Witsch 2022, 352 S., 24 Euro

In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: Cgc 56

Die DENKtRÄUMErinnen

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