Pauline Harmanges Buch: “Moi les Hommes, je les deteste“ sorgte für erhitzte Debatten in Frankreich. Sogar der Sonderberater des Französischen Ministeriums für die Gleichstellung der Geschlechter hatte sich kritisch über das Buch geäußert. Er drohte die Autorin und den Verlag wegen Anstiftung zu Hass zu verklagen, wenn das Buch nicht zurückgezogen wird. Zack! In wenigen Tagen war es vergriffen und ein großer Verlag lässt das Buch in hoher Anzahl nachdrucken. Aber was ist an dem Buch denn so besonders? Nun, Pauline hasst alle Männer, ja wirklich alle, bis auf ihrem Ehemann.
In ihrem Essay erklärt die Autorin warum es in Ordnung sei, alle Männer zu hassen. Es sei legitim – sogar notwendig – als Frau sich nicht alles von ihnen gefallen zu lassen. Ebenso beschreibt sie die Unterschiede zwischen Mann und Frau. So wie das typische Verhalten von Männern in feministischen Diskussionen. Dazu alltägliche Situationen welche den Hass beziehungsweise Abneigung gegenüber den Männern erklärt.
“Ich verstehe die Misandrie als negatives Gefühl in Bezug auf die Gesamtheit des starken Geschlechts. […] Wenn ich mich auf die Gesamtheit des starken Geschlechts beziehe, meine ich damit alle Cis-Männer, die als solche sozialisiert worden sind und ihre männlichen Privilegien genießen, ohne sie ausreichend in Frage zu stellen.”
Jetzt mal Hand aufs Herz, ist es denn nicht so? Es gibt wenig Männer, die ihre Privilegien in Frage stellen. Da es ihre Realität ist, hinterfragen sie nichts. Sobald eine Frau sich kritisch darüber äußert oder sich über das toxische Männerverhalten beschwert, heißt es: “Du Männerhasserin!” oder “Aber nicht alle Männer sind so!” Am besten ist auch diese Aussage: “Also ich habe eine Frau und eine Tochter, ich kann gar nicht sexistisch sein. Ich habe sie nie schlecht behandelt.“
Awww Danke Horst, dass Du Frauen wie Menschen behandelst.
Nein ernsthaft, was soll man denn dazu noch sagen? Wenn wir uns über ein Problem äußern und diese Kommentare bekommen. Es lenkt von der Problematik ab und wir geraten in Selbstverteidigung. Dass wir doch nichts gegen Männer haben. Da uns sowieso der Männerhass vorgeworfen wird, können wir mit guten Gewissen sagen: Männer, ihr könnt uns mal! Das richtet sich an die Männer, die uns nicht zu hören wollen, uns unterbrechen und anfangen vom Thema abzulenken.
Lerne doch von uns, wir wissen wovon wir sprechen. Es sind unsere Erfahrungen, Erlebnisse, Traumata, die sich sowohl in der Geschichte der Menschheit als auch bis heute noch wiederfinden. Also… schweig Mann und lerne.
In dem Kapitel „Die heterosexuelle Falle“ fand ich interessant, wie Pauline die Klischees bzw. Bilder, denen Kinder begegnen, erklärt. Jungs erleben das Bild vom Helden, der über Superkräfte verfügt und Abenteuer erlebt. Mädchen erleben das Bild von der Prinzessin, die auf dem Prinzen wartet, um gerettet zu werden.
Diese Denkweise findet sich heute noch bei jungen erwachsenen Frauen. Wir wünschen uns einen Märchenprinzen. Gerade weil wir den haben wollen, geben wir uns meist mit wenig zufrieden. Das bedeutet, wenn der Mann sich keine Mühe macht und wir ihn trotzdem soooo toll finden, weil… ja, weil er halt da ist. Dabei ist er kein Prinz, sondern ein Frosch. Und nicht mal ein schöner Frosch. Dieses Buch erweckt das Bewusstsein der Frau und betont, dass es in Ordnung sei, mehr zu erwarten. Es ist unser gutes Recht, hohe Erwartungen an unseren Partner zu stellen. Das Buch beinhaltet die Botschaft, dass der Männerhass uns Frauen befreien könne. Wir würden realisieren, dass wir diese Männer gar nicht brauchen und dass wir ohne sie immer noch vollwertige Menschen sind.
Das Buch wurde in einfacher und verständlicher Sprache formuliert und lässt sich schnell durchlesen. Meiner Ansicht nach ist der Buchtitel gut, denn es ist provokativ und erweckt Aufmerksamkeit. Des Weiteren muss ich sagen, dass viele von uns die sich aktiv in feministische Diskussionen beteiligen oder auch in dieser heterosexuellen Falle aufgewachsen sind, sich wieder finden werden. Ich empfehle dieses Buch allen, die gerne Bücher von andersdenkenden Autor*innen lesen. Zudem ist es natürlich eine Pflichtlektüre für jede* Feminist*in.
Pauline Harmange: Ich hasse Männer, Rowohlt 2020, 112 S., 8 Euro
In unserer Bibliothek entleihbar unter der Signatur: Abb 85
Azra Wasim