Lesetipps zum Thema „Empowerpoment“

DIY findet nicht nur auf you tube statt oder in der Werbung von Baumärkten, nein, 2015 nahm sich ein feministischer Kongress des Themas an mit spannenden feministischen Aspekten. So gehören für die Herausgeberinnen des Buches zum Basteln ebenso die selbst gedruckten Flugblätter vergangener Zeiten als auch die Do-it-yourself Bewegung der 70er bei knappen Ressourcen, wie das modernere Rcycling oder Barcamps.

Das Selbermachen wird so zu einer Selbstermächtigung, einer widerständigen Kulturpraxis. Damit Obi sich nicht so ohne weiteres dazu zählen kann, braucht es eine Verortung dieser Praxis.

Das „Do“ steht dabei für eine heterogene und interdisziplinäre Praxis, deren Inhalt „it“ bestimmt ist von seinem soziopolitischen und historischen Kontext, während das „Yourself“, das handelnde Ich von seiner sozialen und ökonomischen Situiertheit im Sinne Donna Haraways gedacht werden kann.

Diese Überlegungen bilden die Folie vor der eine Jungimkerin oder eine Hackerin von ihrem Tun berichten, oder kulturhistorische Praxen von der Elite-Uni Harvard bis zur Hardcore-Punk-Szene untersucht werden.

DIY ist ein absolut spannendes, informatives und lesenswertes Buch vom neuen Verlag alma mater, ausleihbar bei DENKtRÄUME.

Sarah Czerney/Lena Eckert/Silke Martin (Hg.): DIY, Subkulturen und Feminismen, Alma Marta 2021, 244 S., 22 Euro
In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: Abb 88

Ein geht so gar nicht-Buch ist die Bitch Bibel. Hinter dem vielversprechenden Titel, assoziierbar mit Madonna und ihren provokativen Musikvideos, steckt eine Erzählung, die unbedingt einer Trigger-Warnung bedarf, aber unter dem Deckmäntelchen der Selbstbestimmung läuft. Ein Deckmäntelchen, das offenbar funktioniert, da dieses Buch sich an jugendliche socialmedia Nutzer:innen wendet und dort auch gelesen wird als Vorbild für eine weibliche Selbstermächtigung. In offenen wie rabiaten Worten schildert Krasavice ihre schwierige Kindheit und Jugend, inklusive eines wegen Sexualdelikten an Kindern verurteilten Stiefvaters. Dieser Geschichte begegnet sie mit einer von ihr als selbstbestimmt verkauften Selbstinszenierung inklusive diverser Schönheits-OPs und einem sexualisierten Verhalten seit ihrem 12. Lebensjahr. Der Selbstinszenierung von Katja Krasavice liegen Gewalterfahrungen und damit eine Opferposition zugrunde, die sie nie verlässt in ihrer Anpassung an ein gängiges Schönheitsideal und verknüpft mit einer frei fluktuierenden Sexualität. Damit unterscheidet sie sich grundlegend von den bereits vorliegenden, sich selbst inszenierenden Frauenbild-Phantasien, die ohne ein sich authentisch generierendes Selbst auskommen, wie es verführerisch dokumentiert wird in der Bitch Bible.

Katja Krasavice: Bitch Bible, riva 2020, 208 S., 19,99 Euro
In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: We Kra

Der Titel „Die Kinderbuchbrücke“ und das lustig gestalteten Cover mit verschiedenen bekannten Kinderbuch-Figuren, wecken Erwartungen an ein Buch mit oder über phantasievolle Kinderwelten.

Doch bei dem Buch von Lepman handelt es sich um ihre 1963 verfasste Autobiographie der Jahre 1945 bis 1951. In ihrem dann „vierten“ Leben kehrte die 54jährige Lepman als ein Teil der britischen Armee in ihr Heimatland zurück, um Kinder und Frauen im Nachkriegsdeutschland „umzuerziehen“. Kurzweilig berichtet die Autorin über die Atmosphäre in dieser Zeit, nicht ohne bestimmte Stereotype wie das der „Trümmerfrauen“ zu bedienen. Vor allem zeigt die „Kinderbuchbrücke“ jedoch, wie eine Frau erfolgreich und kreativ ihr Projekt einer internationalen Kinderbibliothek verwirklichte, mit klaren Vorstellungen, einer großen Hartnäckigkeit und vor allem einer guten Vernetzung mit einflussreichen Menschen wie Eleanor Roosevelt und anderen. Diese Merkmale eines Erfolgsrezeptes wusste Lepman bestens umzusetzen, in ihrem unermüdlichen Engagement seitdem sie mit 17 Jahren in Stuttgart eine internationale Lesestube für Kinder der Arbeiter:innen der Waldorf Zigarren-Fabrik initiierte. Jella Lepmanns Buch ist unbedingt lesenswerte Zeitgeschichte, zeitlos in ihren Ansätzen und umgesetzt von einer Frau mit einer spannenden (deutschen) Biographie.

Jella Lepman: Die Kinderbuchbrücke, Kunstmann-Verlag 2020, 300 S., 25 Euro
In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: Wa Lep

Gabriele Grimm, Teamfrau bei DENKtRÄUME

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