Lesetipp: Glennon Doyle, „Ungezähmt“

Die Aktivistin und Bestsellerautorin Glennon Doyle zeigt in ihrem neuen Buch „Ungezähmt“, wie ein selbstbestimmtes Leben in einer patriarchalen Gesellschaft gelingen kann. Anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte – Drogenkonsum, Depressionen, Angst, eine gescheiterte Ehe, ein Coming-out, eine neue Ehe – zeigt sie viel Persönliches von sich und macht deutlich, wie die in der westlichen bzw. amerikanischen Kultur vorhandene Frauenfeindlichkeit und der Sexismus Frauen unterdrückt, gefangen hält und letztlich auch zerstört. Ebenfalls verdeutlicht sie – immer durch persönliche Geschichten – wie Frauenhass, Rassismus und Homophobie verknüpft sind und letztlich dazu dienen patriarchale Strukturen aufrecht zu erhalten. Vor allem das gängige Bild der selbstlosen Frau, die schön, brav und aufopfernd ist, hält sie aus eigener Erfahrung für einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Systems.

„Wenn Frauen sich selbst verlieren, verliert die Welt ihre Richtung. Wir brauchen nicht noch mehr selbstlose Frauen. Was wir brauchen, sind noch viel mehr Frauen, die sich der Erwartungen der Welt so gründlich entledigt haben, dass sie bis zum Rand nur noch mit sich selbst angefüllt sind.“

Das Buch ist auch eine sehr persönliche Reise, hinaus aus den (eigenen) einengenden (Gedanken-)Strukturen hin zu einem freieren Leben. Ein wichtiger Moment ist hier die Begegnung mit ihrer heutigen Ehefrau, die sie ein Stück weit aufwachen und nach innen, in sich selbst schauen lässt – dabei lernt Glennon Doyle auf sich selbst zu vertrauen und verdeutlicht in ihrem Buch, wie wichtig dies ist. Sie befreit sich letztlich aus ihrem alten Leben, das sie, so wie es war, als für sich nicht authentisch beschreibt.

Das Buch ist ein leidenschaftlicher Appell an alle Frauen, ihr Leben selbstbestimmt und integer zu leben, frei von den Erwartungen anderer, immer im Einklang mit dem eigenen inneren Wissen – wild und ungezähmt.

„Was Frauen wollen, ist gut. Was Frauen wollen, ist schön. Und, was Frauen wollen, ist gefährlich, aber nicht für Frauen. Nicht für das Allgemeinwohl. Was Frauen wollen, ist eine Bedrohung für die Ungerechtigkeit des Status quo.“

Glennon Doyle: Ungezähmt, Rowohlt Polaris 2020, 351 S., 16 Euro

In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: Ibb 38

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Ojdana Triplat

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