Lesetipp: Shida Bazyar, „Drei Kameradinnen“

Eine Brandstiftung in einem Einwanderer*innenviertel mit tödlichen Folgen ist sowohl Ausgangs- als auch Höhepunkt des Romans. Seine Erzählerin, Kasih, lässt die zur Katastrophe führenden Entwicklungen und Hintergründe in einer leidenschaftlichen Erinnerungs-Tour-de-force wieder aufleben.

Im Zwiegespräch mit den Leser*innen stellt Kasih die Welt der in einer deutschen Großstadt lebenden zweiten Generation vor, die Welt der drei Kameradinnen Saya, Hani und Kasih: Sayas Vorliebe fürs Geschichtenerzählen, ihre leicht entflammbare Wut, Hanis Harmoniewunsch und Vernunft sowie Kasihs sehnlicher Wunsch nach einer passenden Arbeit bestimmen die Handlung.

Trotz des tragischen Endes enthält der Roman auch komische Elemente (wie z. B. Episoden des mansplaining, Kasihs Betrachtungen beim Lesen von Pushnachrichten oder ihre Art, uns den Boden der fiktionalen Tatsachen beiläufig unter den Füßen wegzuziehen). Vorrangig aber werden wir Zeug*innen der Verunsicherung, die zum täglichen Leben der Menschen gehört, die dem Bild des „Normbürgers“ nicht entsprechen.

Ein hellwacher Coming-of-age-Roman, der auch den zum Teil besorgniserregenden Ist-Zustand unserer Gesellschaft thematisiert.

Shida Bazyar: Drei Kameradinnen, Kiepenheuer & Witsch 2022, 352 S., 22 Euro

In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: R Baz 1/2

Die DENKtRÄUMErinnen

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