Lesetipp: Jess McCabe (Hg.), „Feminismus in 30 Sekunden“

„Das ist Feminismus: Frauen erzählen über ihr Leben und verwenden das Gelernte, um die Welt zu verändern.“

Jess McCabe

Frei nach diesem Zitat vereint Feminismus in 30 Sekunden 50 wesentliche Schlagworte aus der Geschichte des Feminismus und führt in kurzen Texten in die einzelnen Begriffe und Themen ein, um sie kennenzulernen, daraus zu lernen und (vielleicht) die Welt zu verändern.

Vorgestellt wird eine breite Palette an Themen, die Leser*innen einen Einstieg in ein großes inhaltliches Spektrum gibt. Themen sind (um nur einige zu nennen): Frauenwahlrecht, Strömungen der Feministischen Theorie, Abolitionismus, Feminismus und Internationales Recht, Body Positivity, Alltagssexismus, Feministische Ökonomie, Vergewaltigungs“kultur“, Frauenhäuser, sexuelle Befreiung, Recht auf Schwangerschaftsabbruch, Heterosexismus, Transfeminismus, Imperialer Feminismus, Familienrecht, Pussy Riot, Queer-Feminismus und Online-Feminismus.

Das Buch ist dabei in sieben größere Kapitel unterteilt, die die einzelnen Schlagwörter clustern. Jedem dieser Kapitel ist zudem ein Glossar vorangestellt, das die wichtigsten im Kapitel erwähnten Begriffe erklärt. Die einzelnen Themen folgen dann jeweils dem gleichen Unterteilungsschema: Auf einer Seite werden in ca. 300 Wörtern die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Es gibt einen 3-Sekunden-Anriss, eine 30-Sekunden-Info und eine 3-Minuten-Erklärung zur weiteren Vertiefung. Zudem finden sich jeweils Verweise zu verwandten Themen, zu denen im Buch direkt als nächstes gesprungen werden kann. Darüber hinaus werden über Profil-Seiten in den einzelnen Kapiteln wichtige Persönlichkeiten des Feminismus vorgestellt. Das Buch lebt vom Blättern und vom Am-Thema-hängen-bleiben.

In dem 160-Seiten-Buch werden erstaunlich viele Themen angerissen; positiv ist zudem, dass bewusst keine ausschließlich westlich-zentrierte weiße Perspektive vorgestellt wird, sondern dass eine möglichst große Bandbreite an feministischen Gedanken und Aktivitäten, über den ganzen Globus verteilt, einbezogen wird. So werden zum Beispiel Themen wie die Frauenfriedensbewegung in Liberia angerissen oder der Protest der ABA-Frauen in Nigeria im späten 19. Jahrhundert, die sich in für eurozentristische Perspektiven „normalen“ Büchern zum Feminismus eher selten bis gar nicht finden. Ein Kritikpunkt hierbei ist jedoch die häufige Verwendung des Begriffes „farbige Frau“ für Schwarze Frauen, der einerseits nicht als Selbstbezeichnung verbreitet ist und andererseits durch seine problematische Herkunft aus den historischen „Rassentheorien“ unangenehm aufstößt. Auch wenn es sich hierbei um einen Übersetzungsfehler handeln sollte (die Originalsprache des Buches ist Englisch), ist der wenig sensible Umgang mit Sprache an dieser Stelle und für dieses Buch unangemessen.

Trotz dieses sprachlichen Mankos zeigt Feminismus in 30 Sekunden jedoch, dass es einiges mehr an Themen, Stimmen, Kämpfen, Aktivitäten und starken Frauen* gibt, als es der westlich-weiße Feminismus oftmals suggeriert. Daher bietet der Band sicher auch für die meisten Feminist*innen der hiesigen Hemisphäre (wir sind in Hamburg, Europa) neue noch unbekannte und wissenswerte Aspekte und sollte zumindest einmal durchgeblättert werden.

McCabe, Jess (Hg.): Feminismus in 30 Sekunden. Die 50 bahnbrechendsten Entwicklungen in der Geschichte des Feminismus, Kerkdriel Libero 2019, 160 S., 7,95 Euro

Demnächst in unserer Bibliothek ausleihbar!

Ojdana Triplat

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