Das Buch „Body Politics“, geschrieben von Melodie Michelberger und veröffentlicht 2021, handelt in einem lockeren Ton von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Diät-Kultur und den Überzeugungen anderer Aktivistinnen, die sich gegen die Fettphobie und für Selbstakzeptanz einsetzten.
In der ausführlichen Schilderung ihrer Geschichte erläutert Melodie ihren Wahn zur stetigen Selbstoptimierung, der schon in der Kindheit durch abfällige Bemerkungen seinen Ursprung hatte. Ihre Essstörung hat sie durch ihre Jugend und ihre Zeit als Redakteurin für Gala und Brigitte begleitet, bis sie schließlich ein Burnout hatte und anfing, ihr Selbstbild nicht mehr von gängigen Schönheitsidealen abhängig zu machen.
Sie beschreibt die Probleme unserer Gesellschaft, die die Vorstellung eines gesunden und schönen Körpers mit Dünnsein gleichsetzt. In der Modeindustrie und Fitnessbranche wird dieses Bild genutzt, um Gewinne zu erzielen mittels einer breiten Palette verschiedener käuflicher Angebote. Gleichzeitig entsteht ein Teufelskreis, der Menschen ständig ihre Unvollkommenheit suggeriert und inzwischen nicht nur Frauen zu einer permanenten Selbstoptimierung zwingt.
Ein Teil des Buches beinhaltet Interviews und Ansichten anderer Schwarzer Fettaktivistinnen, die ihre eigene Geschichte mit Schönheitsidealen schildern und erläutern, wie sie sexistischen und rassistischen Vorstellungen heute aktiv begegnen.
Melodie ist im deutschsprachigen Raum mit ihren über fünfzigtausend Followern auf Social Media dafür bekannt, dass sie ihren Körper nicht versteckt und sich mit Freude und Stolz so darstellt, wie sie ist.
Sie geht kritisch auf Bewegungen wie den Hashtag Bodypositivity ein, die in sich den Anspruch der richtigen Haltung tragen und wieder einen eigenen Markt darstellen. In Anmerkungen erklärt sie bestimmte Schreibweisen und Ausdrücke, die aus anti-rassistischen und queeren Bewegungen kommen.
Viele Leser:innen können sich wahrscheinlich in ihren Erfahrungen selber wiederfinden und durch die klaren Worte und Ratschläge von Melodie Michelberger ihre Einstellung zu sich selbst ändern. Aber auch wenn man ihre Gedanken und Gefühle nicht nachvollziehen kann, erweitert ihre deutliche Meinung die persönliche Ansicht auf das gesellschaftliche Feindbild gegenüber „dick_fetten Menschen“. Die Hauptsache ist, dass man offen für dieses Thema ist und dadurch schon automatisch einen eigenen Teil zu mehr Akzeptanz und Selbstbewusstsein hinzufügt.
Melodie Michelberger: Body Politics, Rowohlt 2021, 224 S., 18 Euro
In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: Iaa 48
Venus Grimm, Schülerin