
Mit „Girls like Girls“ hat Hayley Kiyoko eine nette lesbische Sommerromanze geschrieben, die leider etwas oberflächlich bleibt.
Hayley Kiyoko wurde zunächst bekannt als Schauspielerin und Musikerin. Insbesondere mit ihrer Musik versucht sie, lesbische Beziehungen zu normalisieren. Ihr Debütroman ist inspiriert von dem Musikvideo zu ihrem Song Girls like Girls (2015).
Das Leben der siebzehnjährigen Coyley erfährt einen Einschnitt, als ihre Mutter Selbstmord begeht. Bevor sie das verarbeiten kann, muss sie zu ihrem Vater in eine Kleinstadt in Oregon ziehen. Mit ihrem Vater, Curtis, hatte sie seit Jahren keinen Kontakt mehr und auch an das Leben in der Kleinstadt muss sie sich gewöhnen. Recht schnell begegnet sie einer Freund*innengruppe, lernt in diesem Zuge Sonya kennen – und verliebt sich sofort in sie.
Der Roman zeichnet die Anfänge der Liebe zwischen den beiden Mädchen mit Höhen und Tiefen nach. Aus der Ich-Perspektive von Coley lernen die Leser*innen gemeinsam mit ihr die neue Umgebung kennen und erleben einen Sommer voll von knisternder erster Liebe, Herzschmerz und Selbstfindung. Jenseits der Beziehung der Mädchen bleiben die Handlung und die Charaktere jedoch sehr blass. Der einzige, der aus dem neuen Freund*innenkreis heraussticht, ist Sonyas Ex-Freund, der mit seinem toxisch-männlichen Gehabe auffällt. Auch das Setting – eine ländliche Kleinstadt in den frühen 2000er Jahren – wird nur angedeutet, ist in den wenigen Passagen jedoch durchaus authentisch. Eine stärkere Verwurzelung in Zeit und Ort hätte dem Roman mehr Tiefe verliehen.
Doch wir lesen Liebesgeschichten in erster Linie für ebendiese Liebesgeschichte. Und die gibt die Gefühle, Widersprüche und das Drama einer Jugendliebe gut wieder.
Sonya ist nicht immer sympathisch und ihr stellenweise abweisendes Verhalten gegenüber Coley lässt die Beziehung in Frage stellen. Doch Einschübe von Sonyas Online-Tagebuch erlauben kleine Einblicke in ihre Motivation und Gefühle und ihre Unsicherheit in ihrer Sexualität, so dass sich Leser*innen am Ende doch ein Happy-End für die beiden wünschen – und das ist für lesbische Beziehungen in Film und Literatur leider noch immer viel zu selten. Insgesamt ist „Girls like Girls“ kein vielschichtiger Roman, aber wer nach einer leichten queeren Sommerlektüre sucht, liegt mit diesem Roman genau richtig.
Hayley Kiyoko: Girls like Girls – Sag mir nicht, wie ich mich fühle, dtv 2023, 318 Seiten, 16,95 Euro
In unserer Bibliothek ausleihbar unter der Signatur: R Kiy 1/1
Inga Müller
Das Buch wurde uns vom Verlag als Spende für unseren Bestand zur Verfügung gestellt.